Vom zwischenzeitlichen Nischenprodukt zur Wiederentdeckung
Verbrennungsmotoren dominierte den Automobilmarkt, während Elektroautos beinahe komplett von der Bildfläche verschwanden. Zwar blieb die Technologie nicht komplett außen vor, sie hatte jedoch für die allgemeine Öffentlichkeit nahezu keine Bedeutung. Nachdem sich zunächst der US-Automobilhersteller Ford, als echtes Schwergewicht der Branche den elektrisch angetriebenen Fahrzeugen abwandte, produzierte dieser ab 1913 vermehrt Verbrennungsmotoren. Diese strategische Neuausrichtung eines relevanten Marktführers war eine Initialzündung für andere Hersteller, die dem Trend zu folgen begannen.
Was heute wohl den wenigsten Menschen bekannt sein dürfte, sind die Einsatzgebiete der elektrisch betriebenen Fahrzeuge in den folgenden Jahren. In den Vereinigten Staaten, aber auch und vor allem in Großbritannien besetzten elektrische Lieferwagen nach wie vor eine Nische. Die sogenannten Milk floats waren elektrisch angetriebene Fahrzeuge, mit denen Milchflaschen zugestellt wurden. Darauf ist auch deren Bezeichnung zurückzuführen. Für diesen konkreten Bedarf gab es auch einige Hersteller, sodass auf der Insel mehrere zehntausend dieser Lieferwagen zum Einsatz kamen.
Ein weiterer Bereich, in dem elektrische Antriebe bedeutsam blieben, war der öffentliche Nahverkehr. Der Grund ist ganz einfach wie logisch – der Nahverkehr fuhr feste, gleichbleibende Routen. Schließlich wurden Oberleitungen als Energiequelle für die Fahrzeuge erfunden. Demnach konnte auf die sensiblen, klobigen und schweren Akkumulatoren in den Fahrzeugen verzichtet werden. So entstanden Elektro-Loks, Oberleitungsbusse sowie die allseits bekannten Straßenbahnen.
Aus heutiger Sicht zeigte sich die Deutsche Demokratische Republik (DDR; 1949 bis 1989) fortschrittlich, was die Postzustellung mit Fahrzeugen betraf. Ab 1953 fanden sich vereinzelt Elektromobile auf den Straßen Berlins wieder. Allerdings wurden sie nicht speziell für diesen Zweck hergestellt, sondern besaßen ihren Ursprung in den 1920er-Jahren. Nach einem entsprechenden Umbau und aktualisierter Technik eigneten sie sich zum Zustellen von Paketen sowie zur Entleerung von Briefkästen. Darüber hinaus fanden sich in einigen europäischen Ländern innovative Unternehmer, die an Projekten mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen arbeiteten – so beispielsweise in den Niederlanden, Großbritannien oder auch Dänemark. Ein echter Durchbruch gelang aber nirgends – zumeist scheiterten die Versuche noch mit dem Prototyp oder schlichtweg aufgrund von ausbleibender Resonanz.
Zu einem wirklichen Umdenken kam es erst in den 1990er-Jahren. Als ein entscheidender Punkt ist die Ölkrise in Folge des Golfkrieges zu nennen. Im Allgemeinen stieg auch das Umweltbewusstsein, was wiederum den Blick zu alternativen Antrieben in der Mobilität schärfte. Einen nicht unerheblichen Anstoß lieferte außerdem ein von der California Air Resources Board (CARB) entwickeltes Gesetz. Die Regierungskommission des US-Bundesstaates Kalifornien verabschiedete diese Regelung mit der Absicht, die Automobilindustrie zu neuen Innovationen zu bewegen und allmählich auf emissionsfreie Fahrzeuge umzuschwenken.
Daraus resultierten in der Konsequenz tatsächlich bereits zu Beginn der 1990er-Jahre neue Modelle, von denen unter anderem das Konzeptfahrzeug Horlacher Sport I in Erscheinung trat. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 55 km/h schaffte es der Wagen auf knapp 550 Kilometer mit einer Aufladung – die Ausstattung war hingegen eher spartanisch gehalten.
Der Eifer vieler Hersteller schwächte wieder ab, als die Gesetzgebung der CARB-Behörde eine Lockerung erfuhr. Viele Fabrikate wurden indessen wieder vom Markt genommen. Möglich war dies, da sie die Autos den Abnehmern lediglich mit einem Leasingvertrag anboten. Anstatt an der Entwicklung festzuhalten, lautete vielerorts die Antwort der Unternehmen, dass die Nachfrage zu gering oder die Ersatzteilversorgung nur schwer zu gewährleisten sei. Dementsprechend verweigerten die Hersteller oftmals eine Verlängerung der Leasing-Verträge und verschrotteten die Elektrofahrzeuge wieder. Teils gelang es damals schon einigen wenigen Bürgerinitiativen, die sinnlose Verschrottung zu verhindern.
Ein bekanntes Modell aus den frühen 1990er-Jahren ist der Golf CitySTROMer aus dem Hause Volkswagen (VW). Hierbei handelte es sich um eine elektrisch angetriebene Variante des herkömmlichen VW Golf. Dem Massenmarkt blieb dieses Auto jedoch verwehrt, da es der Wolfsburger Konzern nur an renommierte Energieversorger auslieferte. Ausgereift war der CitySTROMer ebenfalls nicht, da er einen vergleichsweise hohen Stromverbrauch hatte, was sich unter anderem auf das Gewicht zurückführen lässt.
Ein Beispiel für besonders innovative Arbeit ist der Hotzenblitz, der in den Jahren von 1993 bis 1996 in einer geringen Stückzahl hergestellt wurde. Die Produktion des Kleinstwagens für zwei Personen erfolgte im thüringischen Suhl. Für den damaligen Zeitraum sicherte es sich den Status als das konsequenteste Elektroauto Deutschlands.
In der Folge kam es zu einem erneuten Aufblühen der Elektromobilität, teils vorangetrieben durch junge Unternehmensgründungen, teils durch renommierte Hersteller wie Toyota, General Motors, Nissan, Honda oder Mercedes. Einige der bekanntesten Fahrzeuge, welche ab Mitte der 1990er-Jahre hervorgingen sind:
- RAV4 EV von Toyota
- EV1 von General Motors
- EV Plus von Honda
- Hypermini von Nissan
- Prius von Toyota
- A-Class electric von Mercedes (in Deutschland nicht in Erscheinung getreten)
- Saxo, Berlingo, 106 von PSA Peugeot Citroen (v.a. für England, BeNeLux-Staaten und Frankreich produziert)
All diese Modelle dürfen als Vorboten einer herannahenden, neuen Generation verstanden werden. Die neue Epoche läutete im Jahr 2006 der Tesla Roadster ein.